Vergiftungen bei Kindern vorbeugen
27.10.09 (ams). Bunte Pillen auf dem Nachtschrank, Parfüm in der Handtasche, Putzmittel und Chemikalien in der Abstellkammer: Auf Kinder üben solche Dinge oft eine große Anziehungskraft aus. Wenn die Kleinen in einem unbeobachteten Moment giftige Produkte probieren, ist das jedoch gefährlich. Vergiftungen und Verätzungen können die Folge sein. Besonders gefährdet sind Kleinkinder zwischen sieben Monaten und vier Jahren. „Ursache für Vergiftungen bei Kindern sind an erster Stelle Reinigungsmittel für den Hausputz und Körperpflegemittel, gefolgt von Medikamenten und giftigen Pflanzen“, sagt Sabine Beckmann, Apothekerin im AOK-Bundesverband. Das haben Untersuchungen des Bundesinstituts für Risikobewertung gezeigt.
Nach Schätzungen von Experten des Universitätsklinikums Bonn vergiften sich pro Jahr etwa 120.000 Kinder in Deutschland. Die meisten dieser Unfälle gehen glimpflich aus. „Schwere oder sogar tödliche Vergiftungen im Kindesalter sind glücklicherweise selten“, sagt AOK-Apothekerin Beckmann. Wenn sich Mädchen und Jungen plötzlich unwohl fühlen, sich erbrechen oder ausgesprochen müde werden, kann dies auf eine Vergiftung hinweisen.
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Im Haushalt lauern auf kleine Kinder viele Gefahren: Wenn sie in ihrem Forschereifer etwa Waschmittel, Geschirrspülmittel oder Allzweckreiniger „probieren“, reizt dies die Schleimhäute und kann Erbrechen auslösen. Noch gefährlicher sind Abflussreiniger, die schwere Verätzungen hervorrufen können. Zu Erbrechen und sogar zu schweren chemischen Lungenentzündungen kann der Kontakt mit Benzin, Nitroverdünner, Terpentinersatz und Petroleum führen. Schwer vergiften können sich kleine Kinder mit Alkohol, Medikamenten, Zigaretten, Duftöle und giftige Pflanzen. „Alkohol steckt übrigens nicht nur in Spirituosen, sondern auch in Parfums, Kosmetika und Hustensäften“, informiert Beckmann.
Besonders gefährlich sind Frostschutzmittel: Bereits das Probieren geringer Mengen kann die Nieren schädigen. „Bei Verdacht auf eine Vergiftung durch diese Mittel müssen die Kinder sofort ins Krankenhaus“, sagt die Expertin. Für Babys ist auch eine Puderdose gefährlich, die in ihrer Reichweite steht, denn Puder kann nach versehentlichem Einatmen die Lunge schwer schädigen. Eine oft übersehene Gefahrenquelle sind außerdem Knopfzellen in Kinderspielzeug. Verschlucken die Kleinen sie, sind nicht selten Schäden an der Speiseröhre die Folge.
Besonders groß ist die Gefahr von Vergiftungen beim Hausputz oder bei Hobby- und Bastelarbeiten, wenn geöffnete Flaschen und Dosen herumstehen. Kritisch ist es auch, wenn das Telefon klingelt oder es überraschend an der Haustür läutet: Dann sind die Kinder für einen Moment alleine und können unter Umständen giftige Mittel testen. Gefährlich kann außerdem der Besuch bei den Großeltern oder bei anderen Verwandten und Bekannten sein, die keinen kindersicheren Haushalt haben. Dort können die Kleinen beim Stöbern in der Handtasche oder im Wohnzimmerschrank beispielsweise bunte Tabletten finden und ausprobieren.
„Bewahren Sie gefährliche Produkte außerhalb der Reichweite Ihrer Kinder auf. So können Sie Vergiftungen vermeiden“, empfiehlt Apothekerin Beckmann. Schränke sollten mit Kindersicherungen versehen werden. Noch besser ist es, Reinigungsmittel und Haushaltschemikalien in abschließbaren Schränken zu lagern. Arzneimittel oder Chemikalien sollten grundsätzlich auf keinen Fall in Lebensmittelbehälter umgefüllt und auch nie neben Nahrungsmitteln aufbewahrt werden. Für Arzneimittel empfiehlt sich eine verschlossene Hausapotheke. Puder sollte nicht in Griffweite des Wickeltisches abgestellt werden. Auf Duft- und Lampenöle sowie giftige Pflanzen sollten Eltern kleiner Kinder verzichten.
„Lassen Sie Ihr Kind zudem nie unbeaufsichtigt, wenn Sie mit giftigen Mitteln arbeiten“, sagt Beckmann. Mit abgestellten Hand- und Einkaufstaschen, in denen beispielsweise Kosmetikartikel oder Putzmittel enthalten sind, sollten Erwachsene die Kleinen ebenfalls nicht alleine lassen. Zu groß ist die Gefahr, dass die Kinder in einem unbeobachteten Moment gesundheitsschädliche Produkte in den Mund nehmen. Wer mit seinem Kind in einem kinderlosen Haushalt zu Besuch ist, sollte besonders wachsam sein und alles Gefährliche aus der Reichweite des Nachwuchses entfernen.
Besteht allen Vorsichtsmaßnahmen zum Trotz der Verdacht auf eine Vergiftung, gilt es vor allem, Ruhe zu bewahren. Sinnvoll ist es, das Kind Wasser, Tee oder Saft in kleinen Schlucken und Mengen trinken zu lassen. Bei einer Vergiftung durch Säuren oder Laugen sollte dies so schnell wie möglich erfolgen, um die Substanz aus der Speiseröhre und dem Magen zu entfernen. Milch und Salzwasser sollten die Erwachsenen nicht geben und auf keinen Fall Erbrechen auslösen. Milch ist kein Gegengift, sondern beschleunigt in vielen Fällen die Giftaufnahme durch den Darm.
Wichtig ist es, so schnell wie möglich ärztlichen Rat einzuholen, etwa bei einem Giftnotruf. Bei der telefonischen Beratung sollten die Erwachsenen angeben, was das Kind eingenommen hat und in welcher Menge. Zudem sollten sie den Hergang der Vergiftung schildern und angeben, wie es dem Kind geht, wie alt es ist und wie viel es wiegt. „Folgen Sie den Empfehlungen des Giftnotrufs oder lassen Sie das Kind in die nächste Arztpraxis, Rettungsstelle oder Klinik bringen. Nehmen Sie dorthin unbedingt auch die Verpackung, Flasche oder verdächtige Substanz mit“, rät Beckmann. Bei Verdacht auf eine Vergiftung durch Pflanzen oder Pilze sollten die Erwachsenen ebenfalls Pilz- oder Pflanzenteile mitnehmen, um die genaue Bestimmung zu ermöglichen.
Sind die Augen des Kindes durch Säuren und Laugen verätzt, ist es ratsam, sie sofort mindestens 15 Minuten unter fließendem Wasser zu spülen. Das Gleiche gilt für betroffene Hautpartien. Hat das Kind giftige Gase eingeatmet, empfiehlt es sich, zu lüften und so für frische Luft zu sorgen. Bei Bewusstlosigkeit sollten die Erwachsenen das Kind sofort in die stabile Seitenlage bringen, den Kopf nach unten wenden und den Notarzt rufen.
Weitere Informationen:
Bei Verdacht auf eine Vergiftung geben die Experten der Giftnotrufe Auskunft. Sie sind in vielen Städten in Deutschland unter der Rufnummer 19240 erreichbar.
Informationszentrale gegen Vergiftungen der Uniklinik Bonn
Informationen zu Vergiftungen des Bundesinstituts für Risikobewertung
AOK-Bundesverband GbR
Rosenthaler Straße 31
10178 Berlin
Telefon: 030 34646-0
Telefax: 030 34646-2502
Internet: http://www.aok-bv.de
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