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Gesunde Innenräume bedeuten Schutz für Gesundheit von Kindern

Die Finanzkrise könnte dazu führen, dass mehr billige Brennstoffe zum Heizen verwendet und dass zuhause Abfälle verbrannt werden, wodurch die Gesundheit von Kindern stärker gefährdet würde. Damit erhalten die Diskussionen im Rahmen der Vorbereitung der für 2010 geplanten fünften Ministerkonferenz Umwelt und Gesundheit noch zusätzliche Dringlichkeit. Am 28. und 29. Januar 2009 trafen sich Politiker aus der Europäischen Region in Luxemburg zu einer themenbezogenen Fachtagung über gesundheitsförderliche Lebensbedingungen, um Maßnahmen und Konzepte zu empfehlen, die dem Schutz von Kindern vor durch schlechte Raumluft, Adipositas und Verletzungen bedingten Gesundheitsrisiken dienen.

„Es gibt immer mehr Anzeichen dafür, dass viele Kinder in ihrer eigenen Wohnumgebung nicht mehr sicher sind“, sagt Dr. Marc Danzon, WHO-Regionaldirektor für Europa. „Zu lange haben die Gesundheitssysteme nicht genug für die Schaffung gesunder Innenräume getan. Die Gesundheitsbehörden müssen die von Umweltgefahren am stärksten Bedrohten schützen, insbesondere zu Zeiten einer Wirtschaftskrise, in denen mehr Menschen gefährdet sind.“

Schadstoffe in der Raumluft verursachen oder verschärfen gesundheitliche Probleme

Wohnbedingungen und Innenräume haben einen stärkeren Einfluss auf Gesundheit und Wohlbefinden als allgemein erkannt wird und können akute Auswirkungen nach sich ziehen, die von Niesen und Husten bis hin zu Gesundheitsfolgen wie Krebs, chronischen Atemwegserkrankungen und tödlichen Verletzungen reichen. Da Kinder bis zu 90% ihrer Zeit in Innenräumen verbringen, sind sie hier besonders gefährdet. In der Europäischen Region der WHO sterben nach Schätzungen jährlich 10 000 Kinder unter fünf Jahren an den Folgen der Verwendung fester Brennstoffe im Haushalt; 90% davon entfallen auf die Länder mit niedrigem bis mittlerem Einkommen. Aus finanziellen oder energiebedingten Gründen verbrennen viele Menschen Abfälle oder Holz in primitiven oder unzureichend instand gehaltenen Kaminen oder Herden, anstatt umweltfreundlichere, jedoch teurere Brennstoffe zu verwenden. Dadurch erhöht sich die Belastung durch Kohlenmonoxid und auch die Gefahr eines Wohnungsbrandes. Innerhalb der Europäischen Region haben Kinder aus den einkommensschwächsten Familien ein fast 40-mal so hohes Risiko, an den Folgen von Bränden zu sterben, wie Kinder aus den wohlhabendsten Familien.

In einigen Ländern der Region haben 20–30% der Haushalte Probleme mit Feuchtigkeit, die das Risiko von Atemwegserkrankungen um 50% erhöht. Auch hier sind Kinder besonders gefährdet. Nach neuesten Erkenntnissen sind in den Entwicklungsländern möglicherweise 13% aller Asthmaerkrankungen im Kindesalter auf Feuchtigkeit in Wohnungen zurückzuführen. Beengte Wohnverhältnisse weisen höhere Konzentrationen an Raumluftschadstoffen auf und begünstigen die Bildung von Feuchtigkeit. In schlecht belüfteten Schulräumen verschlechtert sich die Leistung der Schüler.

„Eine saubere Raumluft ist für die Gesundheit der Bevölkerung insgesamt ungemein wichtig, insbe-sondere für gefährdete Gruppen wie Säuglinge, Kinder und ältere Menschen – oder für Menschen, die bereits an chronischen Krankheiten wie Atemwegserkrankungen oder Allergien leiden“, sagt Androulla Vassiliou, EU-Kommissarin für Gesundheit. „Die Europäische Kommission unterstützt in enger Zusammenarbeit mit dem WHO-Regionalbüro für Europa die Entwicklung spezifischer Leitli-nien für Innenräume. Gezielte Maßnahmen sind aber auch notwendig, um gefährliche Belastungen zu vermeiden, insbesondere in Schulen oder an anderen Orten, an denen Kinder sich aufhalten.“

Wirksame Lösungen zum Schutz der Gesundheit vor Gefahren in Innenräumen

Heute treffen in Luxemburg die Länder der Europäischen Region zusammen, um die 2004 mit dem Aktionsplan zur Verbesserung von Umwelt und Gesundheit der Kinder in der Europäischen Region (CEHAPE) eingegangenen Verpflichtungen zu einer wesentlichen Reduzierung der Mortalität und Morbidität von Kindern durch Verbesserung der Qualität der Raumluft zu festigen (1). Das WHO-Regionalbüro für Europa entwickelt Leitlinien auf diesem Gebiet und hat vor kurzem Beispiele für wirksame Interventionen untersucht, darunter die Einführung gesundheitsorientierter Baunormen, die Schaffung finanzieller Anreize für die Umrüstung auf umweltfreundlichere Alternativen beim Heizen und Kochen, die Aufrüstung bzw. Instandhaltung von Öfen in Innenräumen und den Verzicht auf Rauchen. Durch gesundheitsförderliches Verhalten verringert sich die Zahl der Erkrankungen und frühzeitigen Todesfälle. Voraussetzung für entschlossenes Handeln der Bürger wiederum ist die Bereitstellung wissenschaftlich solider und nutzerfreundlicher Informationen für Eltern und Betreuer.

„Konkrete Maßnahmen in Wohnungen und privaten Gebäuden können durch Anreize und Programme wie das vom luxemburgischen Gesundheitsministerium durchgeführte Untersuchungsprogramm Raumluftqualität weiter gefördert werden“, sagt der luxemburgische Gesundheitsminister Mars Di Bartolomeo. „Die Untersuchungsmethoden sind bereits entwickelt, und Untersuchungen zum Raumklima haben sich in den letzten Jahren in vielen Ländern der Region etabliert. Diese Programme sind von Nutzen, da sie sich direkt an den Problemen der Bewohner ansetzen. Sie helfen aber auch den Angehörigen der Gesundheitsberufe, ein besseres Verständnis für potenzielle Belastungen durch Chemikalien sowie physikalische oder biologische Stressfaktoren in Wohnungen und an öffentlichen Orten zu gewinnen, die zu wiederkehrenden gesundheitlichen Symptomen wie akuten Asthmaanfällen führen, die sie regelmäßig behandeln müssen.“

Die vom WHO-Regionalbüro für Europa organisierte und vom Gesundheitsministerium Luxemburgs und der Direktion Öffentliche Gesundheit der EU-Kommission in Luxemburg ausgerichtete themenbezogene Fachtagung „Gesundheitsförderliche Lebensbedingungen“ wird den politischen Willen stärken, das Raumklima in den kommenden Jahren zu einem vorrangigen Thema für die Europäische Region zu machen.

Nähere Informationen über die Arbeit des Regionalbüros zur Reinhaltung der Luft finden sich auf sei-ner Website.

Die fünfte Ministerkonferenz Umwelt und Gesundheit

Die Umgebung, in der Kinder leben, hat einen erheblichen Einfluss auf ihre Gesundheit. Anerkannte Risikofaktoren, wie unzureichende Wasserver- und Abwasserentsorgung, unsichere Wohn- und Frei-zeitumgebung, mangelnde Berücksichtigung der Bewegungsförderung bei Raumplanungsmaßnahmen, Belastung von Innen- und Außenluft und gefährliche Chemikalien, müssen in Verbindung mit breiter angelegten Bedrohungen gesehen werden, zu denen u. a. sozioökonomische und geschlechtsbedingte Ungleichheiten und der Klimawandel gehören.

Die fünfte Ministerkonferenz Umwelt und Gesundheit, die vom WHO-Regionalbüro für Europa orga-nisiert und 2010 von der italienischen Regierung ausgerichtet wird, bildet einen neuen Meilenstein in dem in der Europäischen Region vor 20 Jahren eingeleiteten Prozess Umwelt und Gesundheit und ei-nen Schritt hin zur Erfüllung der Verpflichtungen der Staaten zur Stärkung ihrer Gesundheitssysteme. Die Charta von Tallinn aus dem Jahr 2008 besagt, dass „Gesundheitssysteme nicht auf die reine Ge-sundheitsversorgung beschränkt sind, sondern auch die Bereiche Krankheitsprävention und Gesund-heitsförderung umfassen und bestrebt sind, andere Politikbereiche zur Berücksichtigung gesundheitli-cher Aspekte in ihrem Handeln zu veranlassen“ (2).

Die Gesundheits- und Umweltminister bewerten zusammen mit maßgeblichen Partnern und Experten aus der gesamten Europäischen Region die seit der Annahme des CEHAPE im Jahr 2004 erzielten Fortschritte. Auf der Konferenz werden sie ihre Verpflichtungen zur Stärkung der Gesundheitssysteme erneuern, um den Schutz der Gesundheit der Kinder in einer sich verändernden Umwelt zu gewähr-leisten. Diese Verpflichtungen werden in den nächsten fünf Jahren das Handeln auf dem Gebiet des umweltbezogenen Gesundheitsschutzes in der Europäischen Region bestimmen.

 
Weiterführende Literatur
(1) Aktionsplan zur Verbesserung von Umwelt und Gesundheit der Kinder in der Europäischen Region der WHO (CEHAPE) [Website]. Kopenhagen, WHO-Regionalbüro für Europa, 2006 (http://www.euro.who.int/childhealthenv/Policy/20020724_2?language=German, eingesehen am 26. Januar 2009) .

(2) Charta von Tallinn: Gesundheitssysteme für Gesundheit und Wohlstand. Kopenhagen, WHO-Regionalbüro für Europa, 2008 (http://www.euro.who.int/document/e91438g.pdf, eingesehen am 26. Januar 2009).

 

WHO-Regionalbüro für Europa
Scherfigsvej 8
DK-2100 Kopenhagen Ø
Dänemark
Telefon: +45 39 17 17 17
Fax: +45 39 17 18 18
E-Mail: postmaster@euro.who.int

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